Demografiefeste Arbeitsgestaltung

Mitarbeiter gesund, leistungsfähig und motiviert bis zur Rente halten stellt für viele Unternehmen eine enorme Herausforderung dar – gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. In diesem Zusammenhang müssen sich Unternehmen sowie öffentliche Verwaltung die Frage stellen, ob die Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit aus gesundheitlicher Sicht bis zum Renteneintrittsalter (67 Jahre) aufrechterhalten können. Neben einer demografieorientierten Personalplanung oder Maßnahmen, die lebenslanges Lernen fördern, stehen BGM-Maßnahmen immer häufiger auf der Agenda.

Veränderung der Altersstruktur in Deutschland

Im Jahr 2019 lebten 83.167.000 Personen in Deutschland (Destatis 2021, S. 12). Dabei betrug das Durchschnittsalter der gesamten Bevölkerung in Deutschland 44,5 Jahre. Unternehmen werden durch die Veränderung der Altersstruktur ihrer Belegschaft vor enorme Herausforderungen gestellt. Laut dem Statistischen Bundesamt verschieben die sinkende Zahl der Menschen im jüngeren Alter und die gleichzeitig steigende Zahl älterer Menschen den demografischen Rahmen in bisher nicht gekannter Art und Weise.

Laut einer Studie der (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. 2019, S. 1–35) werden im Jahr 2025
2,9 Millionen Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen. Dadurch, dass die Babyboomer-Generation schrittweise aus dem Arbeitsleben ausscheidet, wird die Lücke 2031 mit 3,6 Millionen fehlenden Fachkräften ihren Höhepunkt erreichen und sich danach wieder ein wenig schließen. Folglich wird die Fachkräftelücke durch die Reduktion der Personen im erwerbsfähigen Alter beeinflusst. Eine ausreichend große Verfügbarkeit von passenden Arbeitskräften hängt unter anderem von Faktoren, wie der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, der Studien- und Berufswahl, der Zahl der Teilzeitbeschäftigten oder der Zuwanderung ab

Gerade aufgrund der oben genannten Herausforderungen ist es umso bedeutsamer, für eine demografiefeste Arbeit(sgestaltung) zu sorgen. Unter demografiefester Arbeit versteht das RKW Kompetenzzentrum (2016) „den Erhalt und die Entwicklung der Leistungsfähigkeit aller Beschäftigtengruppen im Unternehmen. […] Es geht sowohl um ältere als auch um jüngere Beschäftigte“. Hierbei ist es jedoch angebracht, den Fokus auf die Zielgruppe älterer Beschäftigten zu legen.

Alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2016) definiert zum Thema alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung folgende Gestaltungsfelder: Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen sowie Arbeitsumgebung. Demnach gilt eine Arbeitsaufgabe für die Arbeitsmotivation und die Arbeitszufriedenheit als wesentlich, wenn sie angemessen fordert und fördert. Die Gestaltung der Arbeitsorganisation umfasst sowohl die Arbeitszeit als auch die Arbeitsabläufe. Ein entscheidender Aspekt bei einer alter(n)sgerechten Arbeitsgestaltung ist die Kombination aus verhältnis- und verhaltensorientierter Maßnahmen, wie ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze und Schulungen zu alter(n)sgerechter Führung.

Um Fehlzeiten aller Generationen vorzubeugen und Produktivität sowie Wettbewerbsfähigkeit auch zukünftig zu sichern, rücken der präventive Gesundheitsschutz und die Gesundheitsförderung stärker in den Fokus. Für die jüngeren Generationen dient ein BGM zwar u.a. der Vermeidung von Rückenschmerzen und/oder dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit. Jedoch wird hier oftmals der Vorteil darin gesehen, die Arbeitgeberattraktivität zu steigern, indem BGM-Maßnahmen einen „Fun-Factor“ für die Jüngeren darstellen. Dies fördert den Aufbau und Erhaltung von Bindung der jüngeren Generationen zum Unternehmen. Für die Älteren steht dagegen der Erhalt der Arbeits- und Leistungsfähigkeit bis zur Rente im Vordergrund. Auch die Vermeidung von Fehlbelastungen aufgrund der Ergonomie und Schichtmodellen sind von Bedeutung. Bei demografiefester Arbeit sollten somit alle Altersgruppen erreicht und damit Maßnahmen ergriffen werden, die die Arbeitsfähigkeit fördern.

Literaturverzeichnis:

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) (2016): Alterns- und altersgerechte Arbeitsgestaltung. Online verfügbar unter www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Praxis/Arbeitsgestaltung.pdf, zuletzt geprüft am 14.02.2022.

Destatis (2021): Bevölkerung und Demografie – Auszug aus dem Datenreport 2021. Online verfügbar unter www.destatis.de/DE/Service/Statistik-Campus/Datenreport/Downloads/datenreport-2021-kap-1.pdf;jsessionid=6A3439F5BE81BBEB2B99B923145A0EE9.live711, zuletzt geprüft am 14.02.2022.

RKW Kompetenzzentrum (2016): Arbeit demografiefest gestalten – Ihre Belegschaft: Spiegel der Demografie. Online verfügbar unter www.rkw-kompetenzzentrum.de/publikationen/leitfaden/arbeit-demografiefest-gestalten/ihre-belegschaft-spiegel-der-demografie/, zuletzt geprüft am 14.02.2022.

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (2019): Arbeitslandschaft 2025. Eine vbw Studie, erstellt von der Prognos AG. Online verfügbar unter www.vbw-bayern.de/Redaktion/Frei-zugaengliche-Medien/Abteilungen-GS/Sozialpolitik/2019/Downloads/20190221_Arbeitslandschaft-2025_final.docx.pdf, zuletzt geprüft am 24.11.2021.